Wegen "Kebab": Aus KEBAG AG wird kenova AG
Rückgängige Abfallmengen, hohe Betriebsaufwände, Verzögerungen im Terminplan der KEBAG Enova: 2023 war ein Jahr mit diversen Herausforderungen für die KEBAG AG. Trotzdem blickt die in Zuchwil ansässige Kehrichtverwerterin auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr zurück – und freut sich auf eine spezielle Neuerung.
KEBAG AG
Visualisierung der neuen Fassade mit Photovoltaik-Panels. Bild zVg. KEBAG AG
Die KEBAG AG in Zuchwil, die zu den grössten Kehrichtverwertungsanlagen der Schweiz gehört, verwertete im letzten Jahr 211‘670 Tonnen Abfall. Der Trend sinkender Abfallmengen des Vorjahres setzte sich somit auch 2023 fort. Im laufenden Jahr hingegen zeichnet sich bereits wieder ein deutlicher Anstieg der Abfallmengen an.
Die Einnahmen aus den Kehrichtgebühren betrugen 27,6 Mio. Franken. Der Erlös aus dem Energieverkauf lag letztes Jahr bei 41,3 Mio. Franken. Insgesamt erwirtschaftete die KEBAG AG im vergangenen Jahr rund 70,8 Mio. Franken. Dem stehen allerdings auch hohe Betriebsaufwände gegenüber. So erzielte die KEBAG im Jahr 2023 schliesslich ein Betriebsergebnis von 20,8 Mio. Franken. Diese Gewinne wurden wie in den Vorjahren für den Neubau KEBAG Enova zurückgestellt.
Energieproduktion: Mehr Fernwärme als im Vorjahr abgesetzt
Im Rahmen der Kehrichtentsorgung wurden 663’238 MWh freigesetzt. Davon konnten 137'524 MWh in Strom umgewandelt und 116'222 MWh als Wärme abgegeben werden. Der Fernwärmeabsatz nahm im Vergleich zum Vorjahr um 3,2 % zu. Diese Steigerung spiegelt den fortschreitenden Ausbau des Fernwärmenetzes wider – eine erfreuliche Nachricht für das Klima.
KEBAG Enova: Probebetrieb verzögert sich um einige Monate
Der Bau der neuen KEBAG Enova ist auch 2023 mit zügigen Schritten vorangegangen. Ein weiterer Meilenstein wurde mit der Abdichtung der Prozesshalle am 22. Dezember 2023 erreicht. Die Anlagentechnik ist damit weitgehend vor der Witterung geschützt und die umfangreiche Verfahrens- und Gebäudetechnik kann nun nach Plan installiert werden. Mittlerweile von Weitem sichtbar ist die Fassade des Neubaus, die im Glanz neuer Photovoltaik-Module erstrahlt. Diese decken eine Fassadenfläche von 5'374 m2 ab – die grösste solche Fläche in der Schweiz.
Etwas weniger erfreulich ist der Blick auf den Terminplan. Planungsrückstände sowie Lieferverzögerungen bei der Hardware für die äusserst komplexe Elektrifizierung im Gebäudebereich und der Verfahrenstechnik haben zu einem Verzug von rund 6 Monaten geführt. Die Probeinbetriebnahme der KEBAG Enova verschiebt sich dadurch von Mitte 2025 auf Januar 2026. Die längere Projektlaufzeit und die Teuerung verursachen Mehrkosten im Projekt.
Emission einer Anleihe
Bereits mit dem Kreditantrag für den Neubau war den Aktionärinnen und Aktionären der KEBAG AG ein Finanzierungskonzept vorgestellt worden. Dieses sieht vor, dass die für die KEBAG Enova benötigten Mittel durch die Emission von drei Anleihen mit unterschiedlicher Laufzeit auf dem Kapitalmarkt bezogen werden. Um das Zinsrisiko abzusichern, hat die KEBAG AG Zinsabsicherungen getätigt.
Die KEBAG AG hat im letzten Sommer in Zusammenarbeit mit den Banken eine erste Anleihe erfolgreich realisiert und die dazugehörige Zinsabsicherung aufgelöst. Es ist der KEBAG AG gelungen, zu vorteilhaften Konditionen eine Anleihe über 125 Mio. Franken bei einer Laufzeit von 15 Jahren abzuschliessen.
Änderung des Firmennamens per 1. Juli 2024
Die KEBAG AG hat die trotz einiger Verzögerungen näher rückende Inbetriebnahme der KEBAG Enova zum Anlass genommen, den Firmennamen zu ändern. Aus der KEBAG AG wird per 1. Juli 2024 die kenova AG. Die entsprechende Statutenänderung wurde an der Generalversammlung 2024 angenommen.
Für den Wechsel des Firmennamens gibt es mehrere Gründe. Einerseits wird der Name «KEBAG» im Volksmund oft mit dem Wort «Kebab» verwechselt. Andererseits hat sich die KEBAG AG seit ihrer Gründung stark weiterentwickelt – von einer Kehrichtverbrennungsanlage zu einer der grössten Kehrichtverwertungsanlagen der Schweiz. Der neue Name ist nicht nur eine Hommage an den Neubau «KEBAG Enova», sondern spiegelt auch besser wider, was die KEBAG AG heutzutage auszeichnet: Ihre Fähigkeit aus Kehricht («ke») etwas Neues (lat. «nova») zu machen.
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