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AutorenbildMartina Gloor

Verantwortungslos: Migros lockt Kunden am Samstag in Läden und enttäuscht mit "Murmeln"

05.12.2020 - Die Migros-Filiale im Gäupark Egerkingen ist gerappelt voll. Der "Corona-Bildschirm" am Eingang leuchtet rot "STOPP". Doch die Leute laufen reihenweise daran vorbei in den Laden. Zugangskontrollen finden keine statt. Es ist Murmel-Sammeltag der Aktion All-Stars. An den Kassen lange Schlangen, dann die grosse Enttäuschung. Es hat zu wenige Spezial-Murmeln. Kunden mit vier Kindern erhalten nur eine. Unter den Kundinnen und Kunden macht sich Wut und Frustration breit.


Heute Samstag ist Sammeltag. Statt eine der vierzig normalen Murmeln gibt es heute - und nur heute - vier verschiedene Spezial-Murmeln, die sogenannten «Super-Stars». Doch die Migros hat nicht genug davon. Versprochen wurde von der Migros, dass es pro 20 Franken Einkaufswert eine Spezial-Murmel gibt.

Screenshot von migrosallstars.migros.ch


Es steht zwar "nur solange Vorrat" auf der Ausschreibung dieser Aktion, doch der Vorrat wird doch sicher nicht schon um 09.30 Uhr aufgebraucht gewesen sein, wie beim Besuch unserer Autorin. Sie hat übrigens für 110.15 Franken eingekauft und bloss eine Spezial-Murmel erhalten. Und das Schlimmste: Diesen Einkauf hat sie extra wegen dem Murmel-Sammeltag, anstatt wie üblich unter der Woche, auf Samstag verlegt. Dafür nahm sie auch ein erhöhtes Corona-Ansteckungsrisiko in Kauf, welchem Migros mit dieser Lockvogel-Veranstaltung heute wohl Hunderte bewusst ausgesetzt hat.


Kunden haben höheres Corona-Risiko auf sich genommen und am Samstag eingekauft

Fazit: Ausser Spesen nichts gewesen! Zurück bleiben enttäuschte Kinder und viele verärgerte Migros-Kunden. Hoffen wir, dass die enttäuschten Kundinnen und Kunden wegen bloss einer Spezial-Murmel nicht noch Corona eingefangen haben. Die Konzentration von Kundenströmen ausgerechnet auf einen Samstag - ohne Zugangskontrollen in den Filialen - ist in Corona-Zeiten an sich schon problematisch. Vor allem im Kanton Solothurn, der wegen steigenden Ansteckungszahlen auf der "Watch-List" des Bundesrats steht.


Die Handelszeitung online zitiert eine Migros-Kundin wie folgt: "Die Kunden laufen Sturm in den Filialen. Und das ist keine Übertreibung. Die Eltern und die Kids sind sehr enttäuscht". Was sie besonders gestört habe, sei, dass das Personal in den Filialen sich bloss hinter der Weisung der Zentrale verstecke und sich nicht bemühe, den verärgerten Kunden eine Lösung anzubieten. Die Internet-Zeitung soaktuell.ch weiss, dass der Migros-Genossenschaftsbund in Zürich quasi über Nacht die Spielregeln geändert hat und den Kunden heute pro Einkauf nur noch eine Spezial-Murmel abgibt, unabhängig davon, ob diese für 20 oder 200 Franken einkaufen.


Hat die Migros die Kunden zuerst einkaufen lassen und sie erst an der Kasse informiert?

Im Verlauf des Samstags haben sich bei verschiedenen Medien in der Schweiz zahlreiche erboste Migros-Kundinnen und -Kunden gemeldet. Das Problem: Die Migros hat die Kunden offenbar nicht proaktiv mit Durchsagen und auch nicht am Filialeingang mit einem handgeschriebenen Plakat über die Änderung der Spielregeln (1 Spezial-Murmel pro 20 Franken Einkaufswert) informiert. Im Gegenteil: Die Migros liess die Kunden scheinbar zuerst bewusst einkaufen um ihnen an der Kasse nach dem Erfassen aller Produkte zu sagen, dass es nur eine Murmel pro Einkauf gibt. Solche Feststellungen gehen aus allen Landesteilen in Kommentarspalten und via E-Mails auf den Redaktionen ein. Das könnte juristisch Probleme geben für den orangen Riesen.


Keine Medienmitteilung online, kein Hinweis auf der migros.ch-Homepage

Um 17 Uhr war auf der Website migros.ch weder auf der Startseite, noch unter "Medien", eine Entschuldigung oder ein Hinweis für verärgerte Kunden zu finden. Auch hier fehlt die proaktive Kommunikation. Das ist sehr unprofessionell. Immerhin äusserte sich auf 20 Minuten ein Sprecher der Migros wie folgt: «Wir verstehen die Enttäuschung der betroffenen Kundinnen und Kunden absolut». Die Migros sei von der Nachfrage schlicht überrascht worden: «Die Spezialmurmeln gingen weg wie warme Weggli und so hatten wir sie schlicht nicht in ausreichender Stückzahl verfügbar.» Dies war offenbar schon gestern Freitag bekannt. Denn der Hauptsitz in Zürich hat die Filialen in der Nacht auf heute dahingehend informiert, dass am Samstag nur eine Spezial-Murmel pro Einkauf abgegeben werden darf.


Der Internet-Zeitung soaktuell.ch liegen zwei Mitteilungen von Migros-Kundinnen vor, die zwei Einkäufe getätigt haben, nämlich für sich selber und für eine Corona-gefährdete ältere Person. Trotz zwei separat bezahlten Einkäufen haben beide Kundinnen nur eine Spezial-Murmel bekommen, was bei mehreren Kindern zuhause zu Tränen führte.


Böse Reaktionen landauf, landab

Ein erboster Familienvater schrieb soaktuell.ch ein E-Mail, welches die Stimmung auf den Punkt bringt: "Wenn die Migros uns Erwachsene über den Tisch ziehen will, soll sie das versuchen, aber wenn sie unsere Kinder verarscht, ist das nicht zu entschuldigen. Ab nächster Woche kaufen wir bei Lidl ein. Meine Familie braucht das nicht mehr. Goodbye Migros."


Kassenzettel mailen, aber wohin?

Wer keine Murmeln erhalten habe, könne nun den Kassenzettel per Mail einreichen, wird der Migros-Sprecher in 20 Minuten zitiert. «Die Migros ist bestrebt, für einen gleichwertigen Ersatz zu sorgen. Wir setzen alles daran, dies so schnell wie möglich abzuwickeln.» Die E-Mail Adresse hat er dann aber vergessen anzugeben.


Vielleicht sollte es Migros halt doch mal mit günstigeren Preisen und nicht mit teuren Kunden-Bindungsaktionen versuchen, die dann noch zum Rohrkrepierer werden. Bei der Kunden-Bindungsaktion von heute gingen garantiert nur Bindungen zu Bruch.

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