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AutorenbildMartina Gloor

Steinbruch in Mitholz: Vigier deckt die Karten auf

Das Baustoffunternehmen Vigier Schweiz leitete Mitte November 2020 umfassende interne Untersuchungen der Vorwürfe gegen das Vigier-Tochterunternehmen SHB Steinbruch + Hartschotterwerk Blausee-Mitholz AG (SHB) ein, wonach im Steinbruch in Mitholz umweltschutzrechtliche Vorschriften missachtet worden seien. Die Untersuchungen umfassen die Abläufe rund um die Anlieferung, Weiterverarbeitung, Entsorgung und Auffüllung von Material in den Jahren 2012 bis 2020.


Vigier Holding AG

Vom SHB-Steinbruch in Mitholz bis zum Blausee (Bild: Google Maps)


Die Untersuchungen sind noch nicht abgeschlossen. Im Sinne eines Zwischenberichts informiert das Unternehmen über den Stand der Untersuchungen. Die vorläufigen Ergebnisse lassen sich wie folgt zusammenfassen:


Die SHB ist verpflichtet, die im Steinbruch entstandenen Gruben wieder aufzufüllen – sei es mit Restmaterial aus der eigenen Primärproduktion oder durch Annahme von unverschmutztem Aushub- und Ausbruchmaterial.


Von 2012 bis 2020 wurden bei der SHB verschiedene Materialkategorien angeliefert, zum weitaus grössten Teil als unverschmutzt deklariertes Aushub- und Ausbruchmaterial sowie Gleisaushub. Das Gros des angelieferten unverschmutzten oder tolerierbaren Gleishaushubs wurde vor Ort aufbereitet und wiederverwertet.


Gleisaushub von stärker verschmutzten Kategorien wurde ordnungsgemäss in dafür geeignete Deponien transportiert und dort entsorgt. In Bezug auf das übrige angelieferte Aushub- und Ausbruchmaterial, das als unverschmutzt deklariert war, liegen für verhältnismässig geringe Mengen Anhaltspunkte dafür vor, dass sie möglicherweise bewusst falsch deklariert angeliefert wurden. Vigier hat zwischenzeitlich die Kontrollen verschärft und ist in enger Abstimmung mit den zuständigen Behörden daran, das weitere Vorgehen zu bestimmen. Eine Gefährdung oder Belastung des Grundwassers bestand und besteht nicht.


Die einzelnen Ergebnisse stellen sich derzeit wie folgt dar:


Gleisaushub

Gleisaushub wurde der SHB in erster Linie von der BLS AG angeliefert. Die im Rahmen der internen Untersuchungen gesichteten Informationen zeigen, dass als wenig bis stark verschmutzt klassierter Gleisaushub von der SHB weitertransportiert und vorschriftsgemäss entsorgt wurde. In Bezug auf unverschmutzten sowie tolerierbaren Gleisaushub hat die Untersuchung gezeigt, dass die SHB solchen Gleisaushub zum überwiegenden Teil im Aufbereitungsprozess des von der SHB im Steinbruch selbst gewonnenen Primärmaterials verwertet hat. Das bedeutet, dass dieser Gleisaushub zusammen mit dem Primärmaterial gebrochen, gesiebt und gewaschen und damit im Wesentlichen wiederverwertet wurde.


Der Ausschuss dieser Aufbereitung wurde von der SHB zu Schlammkuchen gepresst und für die Wiederauffüllung im Steinbruch verwendet.


Ab 2018 wurden bei der SHB erhebliche Mengen Gleisaushub aus dem Lötschberg-Scheiteltunnel angeliefert, der als unverschmutzt und tolerierbar deklariert war. Aufgrund des hohen Gneis-Anteils dieses Gleisaushubs musste das Material zuerst gesiebt werden, wodurch es in Schotter, Grobfraktion und Feinfraktion getrennt wurde. Der Schotter wurde anschliessend dem Aufbereitungsprozess für das Primärmaterial zugeführt, die restlichen Materialien wurden für die Wiederauffüllung verwendet. Ein Teil davon wurde im Sommer 2020 in Abstimmung mit dem Amt für Wasser und Abfall des Kantons Bern (AWA) ausgebaut und entsorgt.


Die internen Untersuchungen haben ergeben, dass sich noch weitere Mengen dieses Materials (zum grössten Teil Grobfraktion) in der Wiederauffüllung befinden.


Vigier ist bezüglich dieser Materialien mit dem AWA im Kontakt, um das weitere Vorgehen zu definieren. Von einer Gefährdung der Umwelt ist nach heutigem Wissensstand nicht auszugehen.


Unverschmutztes Aushub- und Ausbruchmaterial

In den Jahren 2012 bis 2020 hat die SHB zudem grosse Mengen Aushub- und Ausbruchmaterial von verschiedenen Kunden angenommen, das als unverschmutzt deklariert war. Die SHB hat Anhaltspunkte dafür, dass von der Firma TGC in der Vergangenheit angeliefertes Material von dieser zumindest teilweise nicht korrekt deklariert wurde und TGC die SHB über die Herkunft und die Beschaffenheit des Materials getäuscht hat. Ein von Mitarbeitern der SHB Ende 2017 veranlasster Test von Material der Firma TGC zeigte, dass mindestens in einem Fall als unverschmutzt deklariertes Material angeliefert wurde, das nicht unverschmutzt war.


Das von TGC angelieferte Material ist noch im Steinbruch eingebaut. Vigier ist mit dem AWA im Kontakt, um diesbezüglich das weitere Vorgehen zu definieren. Die Zusammenarbeit mit TGC wurde beendet. Die SHB prüft rechtliche Schritte gegen das Unternehmen und deren Organe.


Gegenstand weiterer Untersuchungen ist die Annahme von und Wiederauffüllung mit Aushub von geringer Konsistenz bzw. mit höherem Wassergehalt, inklusive Aushub aus dem Lötschberg-Scheiteltunnel, der 2019 / 20 als unverschmutztes Material bei SHB angeliefert wurde. Vigier steht auch diesbezüglich in Kontakt mit dem AWA, um das weitere Vorgehen zu definieren.


Wasserqualität

Seit November 2020 nimmt die SHB an verschiedenen Stellen in und um den Steinbruch Mitholz regelmässig Wasserproben. Die Analysen dieser Proben ergaben bis anhin stets unbedenkliche Werte.

Eine Gefährdung oder Belastung des Grundwassers wurde vom Amt für Wasser und Abfall des Kantons Bern bereits früher ausgeschlossen. Die Anwohnergemeinden haben sodann keine Gefährdung des Trinkwassers festgestellt.


Ein Zusammenhang zwischen den Tätigkeiten von SHB und dem sporadisch auftretenden Fischsterben in einzelnen Bassins der Fischzucht Blausee AG lässt sich nicht erhärten.


Weiteres Vorgehen

Parallel zur internen Untersuchung von Vigier laufen verschiedene Untersuchungen und Verfahren von Politik und Behörden. Die involvierten Parteien führen zudem Gespräche am Runden Tisch. Vigier will mit ihrer eigenen Untersuchung zur Klärung des Sachverhalts beitragen und erkannte Unzulänglichkeiten beheben.


Als Sofortmassnahmen hat Vigier bereits folgende Schritte eingeleitet: Das AWA wurde anfangs letzter Woche über den aktuellen Stand der internen Untersuchungen informiert, und das weitere Vorgehen wird in enger Abstimmung mit den Behörden definiert.


Die Annahme von Gleisaushub aus dem Lötschberg-Scheiteltunnel erfolgt seit Mitte 2020 nur noch in Abstimmung mit dem AWA.


Die Kontrolle der Anlieferungen vor Ort wurde durch entsprechende Weisungen mit sofortiger Wirkung verschärft. Gleichzeitig werden Möglichkeiten zur weiteren Stärkung der anderen Prozesse analysiert (d.h. Verarbeitung, Entsorgung und Wiederauffüllung). Die Annahme von Material von TGC wurde eingestellt und sämtliche Geschäftsbeziehungen mit der Firma beendet. Rechtliche Schritte werden geprüft, insbesondere gegen die Firma TGC. Die Wasserproben werden in Absprache mit den Behörden weitergeführt.

Zu Vigier

Das 1871 von Robert Vigier gegründete Baustoffunternehmen beschäftigt heute rund 1100 Mitarbeitende. Fünf Bereiche sind seit 1995 als Firmen unter dem Dach der Vigier Holding AG zusammengefasst. Zu Vigier gehören Vigier Ciment, Vigier Beton, Vigier Rail, Creabeton und Altola. Das Unternehmen unterstützt seine Kunden mit kompetenter Beratung, umfassenden Lösungen sowie innovativen und leistungsfähigen Produkten im gesamten Kreislauf von mineralischen Baustoffen.

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