Stahl Gerlafingen: Offener Brief an Bundesrat Parmelin
Exponenten der Mitte Kanton Solothurn wenden sich mit einem offenen Brief zur Rettung von Stahl Gerlafingen an den zuständigen Bundesrat Guy Parmelin. Wir publizieren diesen Brief im vollen Wortlaut.
Die Mitte Kanton Solothurn
Symbolbild von yasin hemmati / unsplash.com
Sehr geehrter Herr Bundesrat Parmelin
Wir können Ihre negative Haltung dem Stahlwerk Gerlafingen gegenüber nicht nachvollziehen und wollen Ihnen gute Gründe liefern, warum Sie sich für das Werk und seine Mitarbeiter einsetzen müssen:
Grösster Recycling-Betrieb der Schweiz
Stahl ist ein wichtiger Baustoff. Der grosse Vorteil von ihm ist, dass er unendlich oft wiederverwendet werden kann. Dazu braucht es aber Werke, welche alten Stahl wieder einschmelzen und neue Produkte daraus formen. Das Stahlwerk Gerlafingen ist somit der grösste Recycling-Betrieb der Schweiz: etwa 700'000 Tonnen Schrott werden jährlich verarbeitet und dieser wird hauptsächlich mit der Bahn transportiert. Eine Schliessung wäre aus ökologischer Sicht verheerend. Mehrere zehntausend zusätzliche Lastwagenfahrten im In- und Ausland würden die Umwelt und auch die Bevölkerung belasten.
Optimiert die Stromschwankungen
Unbestritten ist, dass das Stahlwerk einen wesentlichen Beitrag zur Versorgungssicherheit bei der Winterstromlücke leisten könnte. Einen Beitrag der eine Senkung der Netzkosten rechtfertigt. Bei entsprechender Lagerhaltung könnte es bei Mangellagen vom Netz gehen, womit auf einen Schlag 70'000 Haushalte, was weit mehr als der Hälfte aller Haushalte des Kantons Solothurn entspricht, vollständig mit Strom versorgt werden könnten! Es ist für uns völlig unverständlich, dass man diese einfache Art der Sicherstellung der Energieversorgung und Netzstabilisierung nicht nutzen will, zumal die Werkbetreiber die Bereitschaft zur Abschaltung bei einer Mangellage mehrfach bekundet haben. Gleichzeitig werden fossile Notkraftwerke erstellt, welche bei einem allfälligen Einsatz die Atmosphäre mit Unmengen an zusätzlichem Co 2 belasten.
Stahlwerk in die Pflicht nehmen
Ein Stahlwerk kann für die zukünftige Energiestrategie unseres Landes eine wesentliche Rolle spielen, insbesondere bei der Stabilisierung des Netzes. Der Bund könnte das Stahlwerk verpflichten, ein gewisses Pflichtlager anzulegen, um bei Energieknappheit den Betrieb einstellen zu können.
Nicht selbstverschuldet – darum Hilfe mehr als verdient
Kurz gesagt: Das Stahlwerk Gerlafingen ist ein Opfer des Handelsstreits der EU mit den USA. Auch wenn dies sehr vereinfacht gesagt ist, muss doch festgehalten werden, dass es nicht das Werk ist, welches durch Missmanagement zu Taumeln anfing, sondern Opfer von Umständen ist, welche das Werk nicht selbst beeinflussen kann. Sie aber, werter Bundesrat Parmelin, haben es in der Hand, dem Werk in dieser Situation unter die Arme zu greifen, bis die politische Krise ausgestanden ist. Das Stahlwerk Gerlafingen hat Ihre Hilfe verdient!
Wichtiger Arbeitgeber im Raum Solothurn
Das Stahlwerk Gerlafingen ist ein wichtiger Arbeitgeber im Raum Solothurn. Über 1'000 Arbeitsplätze sind direkt und indirekt betroffen, welche Sie leichtsinnig aufs Spiel setzen. Es ist zynisch zu behaupten, dass mindestens fünf Werke im Umkreis stehen, welche das Werk Gerlafingen ersetzen können.
Unterzeichnet
Patrick Friker, Parteipräsident, Kantonsrat
Michael Ochsenbein, Gemeindepräsident, Fraktionspräsident Die Mitte-EVP
Tamara Mühlemann, Gemeinderätin Zuchwil, Kantonsrätin
Bruno Eberhard, Gemeindepräsident Deitingen, Kantonsrat
Fabian Gloor, Kantonsrat, Wirtschaftsgruppe Die Mitte
Patrick Schlatter, Kantonsrat, Wirtschaftsgruppe Die Mitte
Georg Nussbaumer, Präsident aeesuisse Solothurn, Kantonsrat
Thomas Stulz, Gemeinderat Gerlafingen
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