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Panik? Migros lobbyiert gegen Einkaufstouristen

Seit 1. Januar 2025 gilt bei der Einreise in die Schweiz eine Freigrenze von nur noch 150 Franken. Bisher waren es 300 Franken pro Person. Das Ziel von Bundesrat und Parlament ist eine Eindämmung des Einkaufstourismus und Mehreinnahmen bei der Mehrwertsteuer. Das genügt der angeschlagenen Migros noch nicht. Ihr Chef Mario Irminger jammerte diese Woche in einem Interview mit CH Media, dass er eine Absenkung der Freigrenze auf 50 Franken für ideal hält. Das zeigt, in welcher Panik sich die Migros derweil befindet.

Symbolbild von Thorben Wengert / pixelio.de

Das Geschäft der Migros läuft nicht gut. Jahrelang hat sie die Stärke der Newcomer Aldi und Lidl im Schweizer Markt einfach totgeschwiegen, bis es nicht mehr ging. Die Neuen machen es einfach gut und gewinnen ehemalige Migros-Kundinnen und -Kunden in Scharen. Ende 2023 konnte Migros die Realität nicht mehr verschweigen. Der Gewinn stürzt um 62 Prozent auf 175 Millionen Franken ab. Ohne die Migros Bank, die 313 Millionen Franken zum Gruppen-Resultat beisteuerte, hätte die Migros tiefrote Zahlen geschrieben. Migros-Chef Irminger zog die Notbremse und hat den Konzern seither zerschlagen. Töchter und Beteiligungen, die nicht rentierten wurden abgestossen. Doch die an Aldi und Lidl verlorenen Kundinnen und Kunden kamen bisher nicht zurück. Im Gegenteil: Mit der Zerstörung der tollen Idee der Senioren-Rabattkarte hat die Migros noch einmal viele Kundinnen und Kunden verloren. Unter dem Strich kann man sagen, dass die Migros ein ganz grosses Vertrauensproblem hat.

Wenn schon die Aldi- und Lidl-Kunden nicht zurück kommen, dann wenigstens die Einkaufstouristen.

Hinzu kommt der wachsende Einkaufstourismus. Der Detailhandel hat den Bundesparlamentariern so lange die Ohren vollgejammert, bis sich eine Mehrheit für eine Senkung der Zollfreigrenze von 300 auf 150 Franken pro Person finden liess. Seit 1. Januar 2025 müssen Einkaufstouristen und Ferienrückreisende im Ausland eingekaufte Waren im Wert von über 150 Franken pro Person versteuern. Fällig wird die Schweizer Mehrwertsteuer von 8.1 Prozent. Das ist eigentlich Peanuts.


Seither wird an den Grenzen aber kontrolliert wie wild. Bei einem Augenschein vor Ort am Grenzübergang Weil am Rhein am 3. Januar 2025 um 11.30 Uhr, standen sage und schreibe sieben Schweizer Beamte und kontrollierten Autos, Fussgänger und das Tram 8. So viel Kontrollpersonal haben wir in den letzten zehn Jahren selten an diesem Übergang im Einsatz gesehen. Und wir fahren oft dort durch. Zufall? Klar doch.

Wenn die SVP zum nächsten mal schärfere Kontrollen der Grenzen gegen illegale Einwanderung fordert, soll niemand sagen, man habe nicht das Personal dazu.

Steht der Migros das Wasser bis zum Hals?

Es gibt nur einen Grund, warum sich Migros-Chef Irminger mit den Einkaufstouristen anlegt und ihre Freigrenze noch tiefer ansetzen möchte: Der Migros steht das Wasser bis zum Hals. Trotz allen Massnahmen der Migros kommen die an Aldi und Lidl verlorenen Kundinnen und Kunden offensichtlich nicht zurück. Sonst kämen jetzt nicht die Einkaufstouristen in den Fokus von Migros.

Auch 50 Franken Wertfreigrenze würden Einkaufstouristen wohl kaum zurück zur Migros bringen.

Selbst eine Wertfreigrenze von 50 Franken, wie Irminger sich vorstellt, würde die Einkaufstouristen nicht zurück in die Migros bringen. Das wird ein Traum des Migros-Chefs bleiben. Denn Einkaufen in Deutschland ist weiterhin extrem attraktiv. Und es gibt fünf Gründe, die viel wichtiger sind, als die blöde Diskussion um die Wertfreigrenze. Hier die fünf wichtigsten Gründe der Einkaufstouristinnen und Einkaufstouristen:

  1. Die Preise sind, je nach Produktegruppen, bis zu 60 Prozent günstiger als bei Migros. Ganz extrem ist der Preisunterschied bei allen Produkten, die in Badzimmern herumstehen.

  2. Die deutsche Mehrwertsteuer von 19 Prozent bekommt man zurück und mit der neuen deutschen App, die das Abstempeln des Ausfuhrscheins ersetzt, wird es super einfach (App kommt voraussichtlich Mitte 2025).

  3. Der ständig schwächer werdende Euro macht günstige Preise noch günstiger.

  4. In einigen Bereichen ist das Sortiment, beispielsweise bei Konfitüren, Tee, Kelloggs, Saucen und Backwaren usw. ist wesentlich grösser sowie günstiger als in der Schweiz und viele wollen diese Produkte nicht missen.

  5. Parkplätze sind in den vielen grossen Einkaufszentren in Deutschland gratis zu haben und reichlich vorhanden.


Egal, wie hoch die Freigrenze also ist, den Einkaufstourismus wird weder der Detailhandel, noch der Migros-Chef und auch nicht Bundesrätin Keller-Sutter verhindern können. Und das ist auch gut so. Denn die Vergangenheit hat gezeigt, dass nur Alternativen zur mächtigen Migros (also etwa Aldi, Lidl oder eben der Einkaufstourismus) sie wirklich zu günstigen Preisen zwingt.


Die Zeiten sind vorbei, als Migros noch allmächtig war und machen konnte, was sie wollte. Das sollte auch die Schweizer Politik endlich merken und aufhören, auf das peinliche Lobbying des Detailhandels und insbesondere der Migros bezüglich dem Einkaufstourismus herein zu fallen.


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