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Neuwagenverkäufe in der Schweiz noch lange nicht auf dem Tiefpunkt

Autorenbild: AdminAdmin

Das Auto-Jahr 2025 hat mit dem schwächsten Januar des laufenden Jahrtausends begonnen. Nur 14'788 neue Personenwagen sind im vergangenen Kalendermonat in der Schweiz und im Fürstentum Liechtenstein immatrikuliert worden. Und der Tiefpunkt könnte noch lange nicht erreicht sein.


auto-schweiz / Redaktion

KIA EV9 GT-Line (Foto: KIA)
KIA EV9 GT-Line (Foto: KIA)

Die Verunsicherung und Kaufzurückhaltung von Herrn und Frau Schweizer sind deutlich spürbar, insbesondere die Nachfrage nach Steckerfahrzeugen verharrt auf dem Niveau des Gesamtvorjahres. Der Verband der grossen Auto-Importeure "auto-schweiz" gibt dem Bundesrat die Schuld, weil die Emissions-Zielvorgaben für neue Personen- und Lieferwagen ab 2025 um 20 Prozent sinken sollen. Auch seien erstmals Zielwerte für schwere Nutzfahrzeuge vorgesehen. Doch weiterhin herrsche in der Branche völlige Unklarheit über deren genaue Ausgestaltung, denn der Bundesrat werde wohl nicht vor dem zweiten Quartal über den Inhalt der Verordnung zum CO2-Gesetz entscheiden. Sollten die Vorschläge eins zu eins umgesetzt werden, drohen den Schweizer Automobil-Importeuren horrende Strafzahlungen von bis zu einer halben Milliarde Franken jährlich.


Die CO2-Verordnung interessiert die Kunden nicht

Die Reaktion der Auto-Lobbyisten zeigt, dass die Flaute bei den Autoverkäufen weiter gehen könnte. Denn seien wir ehrlich: Die Kunden interessieren sich nicht für die CO2-Verordnung des Bundesrats. Das ist eine interne Kostengeschichte der Branche. Das einzige was die Kundinnen und Kunden interessiert, sind die Autopreise. Und die sind viel zu hoch. Basta.


Wenn Autohändler Strafzahlungen für Autos mit schlechten CO2-Werten bezahlen müssen, sollten sie ganz einfach mehr E-Autos verkaufen. Doch die sind schlicht und ergreifend zu teuer. Denn mit dem E-Auto ist meist noch die Anschaffung und Installation einer Wallbox (private Ladestation) verbunden. Sobald die Importeure und Händler die Preise neuer E-Autos um 20 Prozent senken und "Päckli" machen (E-Auto plus Wallbox), gehen diese weg wie "warme Weggli". Fazit: Mit jedem verkauften E-Auto ist ein CO2-reicher Verbrenner weniger unterwegs. So könnte die Branche die Strafzahlungen umgehen.


Autoverkäufer wollen immer "s'Weggli und dr'Batze"

Die Branche hätte am liebsten, die Politik würde die CO2-Strafzahlungen streichen oder abschwächen und parallel dazu könnte sie die Kundinnen und Kunden weiterhin mit überteuerten E-Autos über den Tisch ziehen. Mag sein, dass die Politik dereinst Erbarmen mit der Autobranche zeigt, aber die Kundinnen und Kunden nicht. Sie werden die auf Halde produzierten E-Autos sicher nicht zu den heutigen Konditionen kaufen. Insofern werden wir wohl nicht den letzten Monat mit rekordverdächtig tiefen Neuwagenverkäufen gesehen haben.


In einem Punkt hat auto-schweiz recht. Es wird zu Stellenverlusten und Betriebsschliessungen im Automobilgewerbe kommen. Doch wenn das passiert, sind diese zu einem grossen Teil selbstverschuldet. Diese Tatsache blendet die Branche seit Jahren aus.


Verunsicherung der Käuferinnen und Käufer

Nicht die CO2-Verordnung des Bundesrats führt zur Verunsicherung am Markt, sondern das Verhalten der Autobranche selber. Hier ein Beispiel:


30'000 Franken Preisunterschied für das gleiche Auto

Am 4. Februar 2025 suchen wir bei autoscout24.ch einen vollelektrischen KIA EV9 (GT-Line). Es werden 68 Fahrzeuge angezeigt. Sortiert man sie nach dem Preis, der günstigste zuerst, findet man Angebote zwischen CHF 59'990.00 bis CHF 89'750.00. Das sind schon mal fast CHF 30'000.00 Unterschied für das gleiche Auto. Es gibt selbstverständlich Nuancen bei den Sitzplätzen (6-Plätzer oder 7-Plätzer), bei der Farbe (Matt oder Glanz), der Bereifung, Gratisservice bis 100'000 km und einigen anderen Details, die aber niemals einen Preisunterschied von CHF 30'000.00 Franken rechtfertigen. Das ist schon mal die Verunsicherung Nummer 1.


Gebrauchtwagen massiv teurer als Neuwagen

Die Verunsicherung Nummer 2 ist, dass Gebrauchtwagen massiv teurer sind als Neuwagen. So findet sich ein Angebot für einen halbjährigen Gebrauchtwagen mit 9'000 Kilometern rund CHF 24'000.00 teurer ausgeschrieben ist, als das genau gleiche Auto völlig neu mit 10 Kilometern. Das ist absolut unlogisch und zerstört jedes Vertrauen in den Autohandel. Wer bezahlt schon so viel mehr für einen Gebrauchtwagen, wenn man das gleiche Auto neu günstiger haben kann (Direktimport hin oder her).


Es gilt die uralte Faustregel: Ein Gebrauchtwagen darf nie teurer sein als der selbe Neuwagen

Bei solchen Kundenerlebnissen ist doch klar, dass potenzielle Käuferinnen und Käufer verunsichert sind und abwarten. Sie fühlen sich über den Tisch gezogen, warten ab und beobachten die Entwicklung. An einer solchen Preisgestaltung trägt aber nicht die Politik Schuld. Das macht die Branche selber. Das ist Markt-Alltag. Entsprechend sind wir wohl noch lange nicht am Tiefpunkt bei den Neuwagenverkäufen angelangt.

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