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Nahrungsergänzung für Kinder oft überdosiert

Der Konsumentenschutz hat zusammen mit der Berner Fachhochschule BFH eine Marktuntersuchung der Nahrungsergänzungsmittel für Kinder durchgeführt. Fazit: Sie sind überflüssig, teuer und oft überdosiert. Hinzu kommt: Sie sehen wie Süssigkeiten aus und verleiten so zusätzlich zu einem Überkonsum, der zu unerwünschten Nebenwirkungen führen kann. Der Konsumentenschutz fordert verbindliche Vorgaben für die Dosierung und Bewerbung.


Konsumentenschutz

Foto zVg. von Stiftung für Konsumentenschutz.


Nahrungsergänzungsmittel für Kinder sind bei einer abwechslungsreichen und ausgewogenen Ernährung in der Regel nicht notwendig. Sie erwecken den Anschein, die Konzentration zu fördern, das Wachstum zu stärken oder die Abwehrkräfte zu erhöhen. Das spricht besorgte Eltern an, die befürchten, dass ihr Kind zu wenig Nährstoffe aufnimmt. Eine Überversorgung mit Mikronährstoffen kann sich jedoch negativ auf die Gesundheit auswirken und Kopfschmerzen, Übelkeit oder Müdigkeit verursachen.


Das Angebot an Nahrungsergänzungsmittel ist gross. Der Konsumentenschutz und die BFH haben 20 Produkte untersucht, die beim Grossverteiler oder anderen Anbietern ohne Beratung gekauft werden können.


Die wichtigsten Erkenntnisse dieser Marktuntersuchung:


  1. 15 von 20 Produkten sind überdosiert. Sie überschreiten bei einem oder mehreren Vitaminen die Schweizer Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr. Bei zwei Produkten ist sogar die Mehrheit der enthaltenen Vitamine überdosiert.

  2. Unpräzise Angaben: Bei 5 der 20 Produkte sind die Angaben zur Dosierung und/oder zur Altersgruppe unpräzise. Das kann zu Fehl- oder Überdosierungen führen.

  3. Abgeänderte Health Claims: Die vorgegebenen, erlaubten Gesundheitsversprechen (Health Claims) wurden bei 10 Produkten auf der Vorderseite gekürzt wiedergegeben. Sie sind teilweise so formuliert, dass sie zu hohe Erwartungen an die Wirkung der Produkte wecken können.

  4. Süss und problematisch: Die Verpackungen sind bunt, Comic-Figuren sprechen gezielt Kinder an. Die Produkte selbst kommen in Form von Gummibärchen, Schokolade oder Sirup daher. Dank der Zugabe von Zucker, Süssungsmitteln oder anderen Zutaten schmecken sie alle süss. Das macht es schwierig, die Dosierungsempfehlungen einzuhalten.

  5. Die Nahrungsergänzungsmittel sind teuer: Der Nutzen dieser Produkte ist nicht erwiesen, im Portemonnaie spürt man sie jedoch deutlich. Sie können pro Kind und Jahr mehrere hundert Franken kosten.

  6. Fazit der Marktuntersuchung: Bei diesen Produkten liegt vieles im Argen, Kinder als verletzlichste Konsumentengruppe werden zu wenig geschützt. «Nahrungsergänzungsmittel sind keine Süssigkeiten und dürften auch nicht so angepriesen werden», betont Josianne Walpen, Projektleiterin des Konsumentenschutzes, «Es braucht dringend gesetzliche Vorgaben für die Dosierungen, aber auch für die Bewerbung und Darreichungsform.»


Höchstmengenmodell auch für Kinder

Der Konsumentenschutz fordert deshalb, dass es gesetzlich festgelegte Höchstmengen für Vitamine und Mineralstoffe für Kinder gibt, so wie dies bei Erwachsenen bereits der Fall ist. Die spezifischen Bedürfnisse von Kindern, unterschieden nach Altersgruppen, müssen berücksichtigt werden. Und wie bei allen übersüssen Lebensmitteln, die sich an Kinder richten, muss es auch bei dieser Produktegruppe möglich werden, die Bewerbung einzuschränken. Eine entsprechende gesetzliche Grundlage soll in der anstehenden Revision des Lebensmittelgesetzes eingefügt werden. Das ist dringend notwendig, wie diese Marktuntersuchung einmal (siehe auch die Produktuntersuchungen von 2023 und 2022) mehr zeigt.

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