Konjunkturprognose: 2025 sollte sich das Wachstum beschleunigen
Wie bisher erwartet die Expertengruppe für 2024 ein deutlich unterdurchschnittliches Wachstum des Sportevent-bereinigten BIP der Schweiz (1,1 %; Prognose von September: 1,2 %). Im Zuge einer allmählichen Erholung der Weltwirtschaft sollte sich das Wachstum 2025 bei 1,7 % normalisieren. Risiken im Zusammenhang mit dem monetären Umfeld stehen weiterhin im Vordergrund.
SECO
Symbolbild von Gerd Altmann / pixelio.de
Im 3. Quartal 2023 wuchs die Schweizer Wirtschaft moderat, gestützt insbesondere vom Dienstleistungssektor. In den konjunktursensitiveren Bereichen der Industrie ging die Wertschöpfung erneut zurück. Die aktuellen Indikatoren liegen vielfach auf unterdurchschnittlichen Niveaus und deuten auf eine moderate Entwicklung der Schweizer Wirtschaft in naher Zukunft.
Die globale Konjunktur war bis zuletzt von einer grossen Heterogenität geprägt. Die US-amerikanische Wirtschaft wuchs im 3. Quartal stärker als erwartet; China verzeichnete ebenfalls ein substanzielles Wachstum. Dagegen setzte sich im Euroraum und in Deutschland im Wesentlichen die kraftlose Entwicklung der Vorquartale fort, insbesondere im Industriesektor. Insgesamt dürfte die Weltnachfrage im Prognosezeitraum schwächer wachsen als im historischen Mittel. Wie bislang ist von dämpfenden Effekten der internationalen Geldpolitik auszugehen. Eine globale Rezession zeichnet sich derzeit aber nicht ab; die Arbeitsmärkte haben sich bis zuletzt solide entwickelt, die Inflation ist international rückläufig.
Vor diesem Hintergrund prognostiziert die Expertengruppe für 2024 ein Wachstum der Schweizer Wirtschaft von 1,1 %, nach 1,3 % im laufenden Jahr (Prognose von September: 1,2 % für 2024 nach 1,3 % 2023). Damit würde die Schweizer Wirtschaft zwei Jahre in Folge deutlich unterdurchschnittlich wachsen. Insbesondere dürfte die verhaltene Dynamik im Euroraum 2024 die exponierten Bereiche der Schweizer Exportwirtschaft bremsen. Angesichts einer sinkenden Auslastung und höherer Finanzierungskosten sollten sich die Investitionen schwach entwickeln. Gewisse stützende Effekte sind weiterhin vom privaten Konsum zu erwarten: Die Beschäftigung dürfte weiterwachsen, wenn auch etwas schwächer als bislang prognostiziert. Im Zuge der konjunkturellen Abschwächung sollte die Arbeitslosenquote im Jahresdurchschnitt 2024 auf 2,3 % steigen, nach 2,0 % im laufenden Jahr.
Ähnlich wie in anderen Ländern geht die Inflation auch in der Schweiz zurück. Nach 2,1 % im Gesamtjahr 2023 (Prognose von September: 2,2 %) sollte die Inflation 2024 bei 1,9 % (unveränderte Prognose) zu liegen kommen. Einerseits deuten aktuelle Unternehmensumfragen in Anbetracht tieferer Einkaufspreise und voller Lager auf einen nachlassenden Preisdruck; zudem werden per 1. Januar 2024 die Industriezölle abgeschafft. Andererseits dürften u. a. steigende Stromtarife, die Anpassung der Mehrwertsteuer sowie Mietsteigerungen inflationstreibend wirken. Erst für 2025 ist mit einer deutlich tieferen Inflationsrate von 1,1 % zu rechnen.
Auch realwirtschaftlich sollte in der zweiten Hälfte des Prognosehorizonts eine gewisse Normalisierung stattfinden. Die Expertengruppe erwartet, dass sich 2025 die Weltwirtschaft und insbesondere Europa allmählich von der Schwächephase der vorangegangenen zwei Jahre erholen. Damit gewinnen auch die Schweizer Exporte und Investitionen wieder an Fahrt. Insgesamt prognostiziert die Expertengruppe für 2025 ein Wachstum des Sportevent-bereinigten BIP von 1,7 % bei einer jahresdurchschnittlichen Arbeitslosigkeit von 2,5 %.
Konjunkturrisiken
Die Konjunkturrisiken sind ausgeprägt. So haben sich die geopolitischen Risiken mit dem bewaffneten Konflikt im Nahen Osten verstärkt. Eine Eskalation dieses Konflikts könnte u. a. mit stark steigenden Erdölpreisen und infolgedessen steigenden Inflationsraten einhergehen.
Angesichts verhältnismässig hoher Kerninflationsraten bleibt auch unabhängig davon das Risiko bestehen, dass international eine restriktivere Geldpolitik nötig wird als angenommen. Die globale Nachfrage würde damit weiter gebremst. Ausserdem könnten sich bestehende Risiken im Zusammenhang mit der globalen Verschuldung, Risiken von Korrekturen an den Immobilien- und Finanzmärkten sowie Bilanzrisiken bei Finanzinstitutionen verschärfen. Vor dem Hintergrund der simultanen Zinserhöhungen in vielen Ländern könnte die Übertragung der geldpolitischen Straffung auf die Realwirtschaft zudem stärker ausfallen als aktuell angenommen.
Risiken für die internationale Konjunktur und damit für den Schweizer Aussenhandel gehen ausserdem von der Entwicklung in Deutschland und in China aus. So könnte sich die deutsche Industrie deutlicher abschwächen und die exponierten Bereiche der Schweizer Wirtschaft stärker bremsen als erwartet. Zudem könnte sich die chinesische Wirtschaft im Zuge der Krise im Immobiliensektor, der hohen Verschuldung und der eingetrübten Stimmung von Unternehmen und Haushalten stärker abkühlen als angenommen.
Schliesslich bleiben die Risiken im Energiebereich trotz der bisherigen Entspannung bestehen. Für die vorliegende Prognose wurde angenommen, dass Energieknappheiten im gesamten Prognosehorizont ausbleiben. Sollte es in Europa zu einer ausgeprägten Energiemangellage mit Produktionsausfällen auf breiter Basis und einem deutlichen Abschwung kommen, wäre auch in der Schweiz mit einer Rezession bei gleichzeitig hohem Preisdruck zu rechnen.
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