Kandidaten-Mangellage bei der Mitte: Jetzt müssen andere Parteien ran
Am Montag läuft die Meldefrist für Bundesratskandidierende bei der Mitte-Partei ab. Die Partei ist im Dilemma. Zuerst geht die Generalsekretärin, dann der Parteipräsident, dann die Bundesrätin und jetzt hagelt es nur Absagen bei der Suche nach dem Ersatz der Letzteren. Und das alles in nur zwei Monaten. Höchste Zeit also, dass die anderen Parteien einspringen und die Kandidaten-Mangellage beenden.
Wenn in einer Partei kaum jemand Bundesrat oder Bundesrätin werden will, dann hat diese Partei kein Interesse mehr am Amt. So könnte das Desaster gedeutet werden, welches die Mitte produziert hat. Entweder hat die Mitte-Partei ihren Machthunger und ihren Biss verloren, oder sie weiss von so vielen Leichen im Keller des VBS, dass sich derzeit niemand die Finger daran verbrennen will. Wie auch immer.
Fakt ist: Sieben Sitze hat die Landesregierung - und die Mitte-Partei bringt nicht einmal Kandidierende für einen davon hin? Das kann es nicht sein. Mit nur einem Kandidaten muss die Mitte-Partei gar nicht zu diesen Wahlen aufkreuzen. Zu oft hat sie von anderen Parteien eine Auswahl verlangt. Und diese muss sie dieses mal selber auch liefern. Mindestens drei wählbare Kandidatinnen und Kandidaten sollten es schon sein. Doch bisher sieht es mit der Kandidatenauswahl düster aus.
Gemäss Medienberichten bringt deshalb bereits die SP eine GLP-Frau ins Spiel, nämlich die Zürcher Nationalrätin Tiana Moser. Das wäre allenfalls nicht nur für die Sozialdemokraten und die GLP, sondern auch für die Grünen und die Bio-Landwirte sowie all jene in FDP und SVP eine valable Alternative, die das Gefühl haben, es hätte genug "Bauern" im Bundesrat. Und letztlich politisiert die GLP ja nahe bei der Mitte und auch nahe beim Freisinn. Also dumm ist dieser Vorschlag nicht.
Viele Optionen hat die Mitte nicht mehr. Viele hoffen noch auf die Baselbieter Nationalrätin Elisabeth Schneider-Schneiter, die von ihrer Fraktion aber schon einmal verseckelt wurde, als sie 2018 von den eigenen Leuten nicht einmal aufs Bundesratsticket gesetzt wurde. Es wäre wohl erklärungsbedürftig, warum sie heute dafür geeigneter sein sollte als damals.
Wahrscheinlich wird die Mitte-Partei doch noch eine weitere Kandidatur aus dem Hut zaubern, damit sie wenigstens ein Zweierticket bieten kann. Und diese Kandidatur müsste wohl weiblich und in Bundesbern bestens bekannt sein. Man darf gespannt sein.
Und sonst? Wenn es die Mitte nicht schafft, hätte sicher die eine oder andere Partei ein paar Kandidierende zur Hand, die sofort einspringen würden. Wetten?
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