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Junge Ausländer zahlen bis 74 Prozent mehr für Autoversicherung als Schweizer

Autoversicherer verlangen von Ausländern teilweise massive Prämienaufschläge. Vor allem junge Staatsangehörige aus dem Kosovo, Nordmazedonien und der Türkei zahlen deutlich mehr als Schweizer: Bis zu 74 Prozent beträgt der Prämienunterschied. Das zeigt eine Comparis-Analyse. «Die Nationalität ist bei den Versicherern ein wichtiges Kriterium, um die Wahrscheinlichkeit eines Schadenseintritts zu berechnen – auch wenn es unfair erscheint», so Adi Kolecic, Mobilitätsexperte bei Comparis. Den kleinsten Ausländerzuschlag zahlen Staatsangehörige aus Deutschland.


Ausländer müssen bei ihrer Autoversicherung tief in die Tasche greifen: Die durchschnittlichen Prämienaufschläge für eine Vollkaskoversicherung liegen im Vergleich zu Schweizer Autofahrern bei bis zu 74,4 Prozent. Die Analyse des Online-Vergleichsportals comparis.ch zeigt: Junglenker aus dem Kosovo, Nordmazedonien und der Türkei zahlen am meisten. «Die Nationalität ist bei den Versicherern ein wichtiges Kriterium, um die Wahrscheinlichkeit eines Schadenseintritts zu berechnen – auch wenn es unfair erscheint», sagt Comparis-Mobilitätsexperte Adi Kolecic.


Neben der Nationalität sind etwa Alter, Wohnort, Geschlecht oder Fahrerfahrung ausschlaggebend für die Prämienhöhe. Ausgewertet wurden die Vollkaskoprämien für männliche Lenker mit Schweizer Staatsangehörigkeit und die 8 grössten Ausländergruppen in der Schweiz.


Ausländische Junglenker müssen bluten

Den grössten Prämienunterschied zu Schweizern gibt es bei 20-jährigen Kosovaren in der Stadt Basel, die einen Mercedes-Benz GLC fahren. Hier beträgt der Prämienzuschlag im Schnitt 74,4 Prozent. An zweiter Stelle folgen die Nordmazedonier (73,6 Prozent) und Türken (72,9 Prozent) – ebenfalls in Basel und mit einem Mercedes-Benz. Junge Portugiesen zahlen in Basel für einen Mercedes-Benz GLC demgegenüber «nur» 24,2 Prozent mehr für die Vollkaskoversicherung.


Der grösste beobachtete Unterschied für Junglenker aus Spanien gegenüber Schweizern beträgt 19,8 Prozent (Škoda Octavia) in Basel. Junge Italiener müssen in St. Gallen die höchsten Aufschläge zahlen (16,9 Prozent, VW Golf). Der grösste beobachtete Aufschlag bei deutschen Junglenkern beträgt im Vergleich dazu 2,6 Prozent (Basel, Škoda Octavia). Für besagten Mercedes-Benz GLC zahlen sie in Basel 1 Prozent mehr als Schweizer.


«Gerade junge Ausländer, die teure Autos fahren, müssen bei der Autoversicherung mit hohen Zuschlägen rechnen. Nicht nur bei den Prämien, sondern auch bei den Leistungen. Denn viele Versicherer zwingen Junglenkern zusätzlich einen höheren Selbstbehalt auf als erfahrenen Lenkern», so Kolecic.


Für erfahrene Lenker sind die Ausländerzuschläge zwar tiefer als für Junglenker, aber dennoch frappant: Ein 42-jähriger Kosovare zahlt in der Stadt Zürich 54,8 Prozent mehr als ein Schweizer. Bei einem Nordmazedonier beträgt der Aufschlag 54,7 Prozent. Und ein Türke zahlt 53,7 Prozent mehr (alle mit einem Mercedes-Benz GLC) für eine Vollkaskoversicherung.


«Für die betroffenen Personen ist das besonders ärgerlich, besonders wenn sie stets unfallfrei unterwegs waren. Denn ihre Prämienberechnung basiert nicht nur auf ihrem eigenen Fahrverhalten, sondern auch auf dem Fahrverhalten ihrer Landsleute», sagt der Experte. Für die Comparis-Analyse wurden nur Fahrerprofile ohne Vorschäden herangezogen.


Interessant: Auch Schweizer erhalten manchmal einen Prämienaufschlag. So zahlen deutsche Lenker teils weniger als Schweizer – und das in mehreren Regionen für unterschiedliche Automodelle. In St. Gallen und Biel zahlt ein erfahrener deutscher Lenker mit einem Škoda Octavia etwa 1 Prozent weniger als ein Schweizer. Das Gleiche gilt für einen Fiat 500 und einen Cupra Formentor im städtischen Tessin.


Grösster Unterschied bei Mercedes-Benz, kleinster Unterschied bei Tesla

Für die Prämienunterschiede hat Comparis 6 Automodelle in verschiedenen Preisklassen analysiert. Dabei zeigt sich: Fährt ein Kosovare einen Mercedes-Benz GLC, zahlt er den höchsten Ausländerzuschlag (plus 54,8 Prozent für erfahrene Lenker in Zürich, plus 74,4 Prozent für Junglenker in Basel). Interessant ist, dass sich die prozentualen Prämienunterschiede für erfahrene Lenker auf einem ähnlich hohen Niveau bewegen. So beträgt der grösste Unterschied etwa bei einem Škoda Octavia 52,3 Prozent (Kosovare in Lausanne).


Bei den Junglenkern ist das Bild differenzierter. Der grösste Prämienunterschied zwischen jungen Kosovaren und Schweizern beträgt bei Mercedes-Benz GLC, Škoda Octavia und Cupra Formentor jeweils über 70 Prozent (ausser in Biel, Winterthur und Genf). Mit einem Tesla Model Y zahlen junge Kosovaren aus Zürich bis zu 51,8 Prozent mehr. «Die prozentualen Unterschiede sind bei Tesla zwar am kleinsten, doch insgesamt sind die Vollkaskoprämien bei diesem Modell am höchsten. Sowohl junge Schweizer als auch junge Ausländer mit einem Tesla Model Y werden mit Abstand am meisten zur Kasse gebeten», beobachtet Adi Kolecic.


Für die Vollkaskoversicherung eines VW Golf zahlen junge Kosovaren und Nordmazedonier in St. Gallen am meisten im Vergleich zu Schweizern (jeweils 69 Prozent). Junge Türken müssen mit einem Aufschlag von durchschnittlich 66 Prozent rechnen (ebenfalls in St. Gallen).


Im Tessin ist die Vollkaskoversicherung am teuersten

Ein Vergleich zwischen den städtischen Regionen zeigt: Die grössten Prämienunterschiede für Junglenker betragen zwischen 69,4 und 74,4 Prozent, bei den erfahrenen Lenkern zwischen 51,9 und 54,8 Prozent. Der prozentuale Ausländerzuschlag ist also in allen untersuchten Städten auf einem ähnlich hohen Niveau. Kosovaren, Nordmazedonier und Türken zahlen überall am meisten.


Allerdings haben die städtischen Regionen im Tessin die höchsten Autoversicherungsprämien. Ein junger Nordmazedonier mit einem Mercedes-Benz GLC zahlt dort im Schnitt 2’089 Franken mehr für die Vollkaskoversicherung als ein Schweizer. Das ist der grösste absolute Zuschlag für einen Ausländer.


In der Schweiz erlaubt, in der EU undenkbar

Die Ungleichbehandlung aufgrund der Nationalität ist in der Schweiz erlaubt. Das Argument des Bundesrats: Die Kalkulation der Versicherungstarife anhand unterschiedlichster Kriterien basiert nicht auf Wertungen oder Vorurteilen, sondern ist das Resultat der Beobachtung von statistischen Berechnungen. Somit stelle die risikobezogene Tarifierung nach Nationalitäten keine Diskriminierung dar.


Was in der Schweiz gang und gäbe ist, würde in der EU gegen das Diskriminierungsgesetz verstossen. Die Charta der Grundrechte der Europäischen Union verbietet nämlich eine Ungleichbehandlung aufgrund der Nationalität oder des Geschlechts. Die Versicherer dürfen die individuellen Prämien nur aufgrund relevanter Faktoren bestimmen. Dazu gehören etwa vorherige Unfälle oder Vorstrafen.

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