Fehlinformationen verbreiten sich schneller
In den sozialen Medien verbreiten sich Falschmeldungen und polarisierte Meinungen weitaus schneller als zutreffende Berichte, ein Problem für die Betreiber der Netzwerke und die Politik. Forscher am Massachusetts Institute of Technology (MIT) haben jetzt mithilfe einer Simulation in einem Modellnetzwerk herausgefunden, warum das so ist.
Symbolbild von Gordon Johnson / pixabay.com
Virtuelle Agenten im Einsatz
In einem Twitter-ähnlichen sozialen Netzwerk haben die Experten untersucht, wie Nachrichten geteilt werden. Dazu setzten sie virtuelle Agenten ein, die von dem Wunsch getrieben waren, andere von ihrer Sichtweise zu überzeugen. Die Schlüsselannahme im Modell ist, dass Menschen sich gedrängt fühlen, Auffassungen zu teilen, wenn sie glauben, dass andere davon überzeugt werden müssen. Sonst werden sie nicht teilen.
Das Ergebnis: Falschinformationen verbreiten sich auch dann schnell, wenn die Nutzer des Netzes eng miteinander verknüpft sind oder deren Ansichten stark polarisieren. "Jemand könnte sagen, dass das nicht der Grund ist, warum Menschen Beiträge teilen und das ist durchaus zulässig", sagt Forschungsleiter Ali Jadbabaie. Warum Menschen bestimmte Dinge tun, sei Gegenstand intensiver Debatten von Kognitionswissenschaftlern, Sozialpsychologen, Neurowissenschaftlern, Politikwissenschaftlern und in der Wirtschaft. "Abhängig von den jeweiligen Annahmen erhält man am Ende unterschiedliche Ergebnisse. Aber ich habe das Gefühl, dass der Wille, jemanden zu überzeugen, ein starkes Motiv für das Teilen ist."
Empirisch war es erwiesen
Diese theoretische Arbeit stützt sich auf eine Studie aus dem Jahr 2018. Die empirische Untersuchung von Twitter-Daten hat damals ergeben, dass sich falsche Nachrichten schneller und tiefer verbreiten als richtige. Das wurde jetzt theoretisch bestätigt. Dies könnte Twitter, Facebook und Co helfen, Falschnachrichten aufzuspüren, um sie aus dem Netz zu nehmen. Sie müssen sich nur anschauen, was sich nach einer Art Schneeballsystem schnell verbreitet. Diese Beiträge könnten dann gezielt auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft werden, heißt es.
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