Dramatischer Kundenverlust bei Krankenkasse Assura
Am meisten Versicherte gewann in der Grundversicherung für das Prämienjahr 2024 die in Luzern domizilierte Concordia. Ihr Bestand erhöhte sich auf Anfang 2024 um 70’800 Kunden. Grosse Verliererin ist erneut die Waadtländer Assura. Sie verlor 115’000 Versicherte. Eine zusätzliche repräsentative Umfrage im Auftrag von Comparis zeigt zudem einen dramatischen Schwund der Standardversicherten. Nur noch 24 Prozent der befragten Erwachsenen in der Schweiz haben für 2024 dieses Modell gewählt.
comparis.ch AG
Die Prämienerhöhung in der Grundversicherung auf dieses Jahr war massiv: Sie lag mit durchschnittlich 8,7 Prozent gar noch über der im Vorjahr von 6,6 Prozent. Dennoch fielen die Wechselbewegungen bei den Krankenversicherern 2024 meist geringer aus als im Vorjahr: 2023 hatte die KPT einen Rekordzuwachs von 195’100 Kundinnen und Kunden verbucht. Nun zeigt das Pendel wieder in die andere Richtung: Auf das Jahr 2024 hin musste die Berner Versicherung einen Verlust von 6’500 Versicherten hinnehmen. Das zeigt die neuste Comparis-Analyse der grössten Schweizer Krankenkassen in der Grundversicherung.
Concordia, Groupe Mutuel und Sanitas sind die grossen Gewinner
Gewinnerin der Wechselsaison ist die Luzerner Versicherung Concordia. Ihr Zuwachs belief sich auf 70’800 Versicherte oder 11,3 Prozent. Platz 2 belegt die Walliser Groupe Mutuel mit 63’000 neuen Versicherten. Rang 3 belegt die Zürcher Krankenkasse Sanitas mit einem Plus von 40’000 Versicherten.
«Die Concordia ist mit ihrem Wachstum dank moderater Prämienerhöhungen in fast allen Regionen der Schweiz die Überraschung der letzten Wechselsaison», sagt Comparis-Krankenkassenexperte Schneuwly. Vor dem Ausbau des Risikoausgleichs waren die Assura und die Groupe Mutuel über Jahre die Discounter der Branche.
«Assura muss mit guter Servicequalität in die Kundenbindung investieren»
Einen massiven Verlust erlitt die in Pully (VD) domizilierte Assura. Ihr Bestand schrumpfte um 115’000 Versicherte. Seit Anfang 2019 hat die einstige Discountkasse netto gar 320’000 Grundversicherte verloren. Das entspricht einem Minus von 31,5 Prozent. «Wenn man die Kundschaft verloren hat, die einzig auf tiefe Prämien achtet, und zudem nicht beliebig viel Geld für Neukunden ausgeben will, bleibt nichts anderes übrig, als mit guter Servicequalität in die Kundenbindung zu investieren. Wie viele Kunden die Assura in den nächsten Jahren netto noch verlieren wird, ist offen», kommentiert Schneuwly.
Nur noch 24 Prozent Standardversicherte
Eine zusätzliche repräsentative Comparis-Umfrage bei 1’035 Personen im April 2024 zeigt: Nur noch 24 Prozent der befragten Erwachsenen in der Schweiz geben an, in der Grundversicherung standardversichert zu sein. Dieser Wert ist per 2024 nach dem zweiten Prämienschock in Folge signifikant ins Rutschen geraten (von vorher stabilen 30 Prozent).
Einen starken Nachfragezuwachs gab es gemäss der repräsentativen Umfrage bei Hausarzt- oder HMO-Modellen. 53 Prozent setzen 2024 auf ein Modell mit Erstanlaufstelle Hausarzt oder Gruppenpraxis. Damit haben diese beiden Modelle nach einem letztjährigen Einbruch wieder das alte Niveau erreicht, wobei das Hausarztmodell mit 44 Prozent dominiert.
Fast stabil geblieben ist der Anteil der Telmed-Versicherten mit 18 Prozent. Unverändert mit 4 Prozent ist auch der Anteil der Personen, die ein anderes – in der Regel neues – Modell gewählt haben.
«Die starken Prämienerhöhungen veranlassen auch vermehrt Versicherte, welche die Kasse nicht wechseln wollen, mit einem alternativen Versicherungsmodell (AVM) Prämien zu sparen. Mit einem AVM wird man im Krankheitsfall nicht schlechter versorgt, weil dort Effizienz und Qualität der versicherten medizinischen Leistungen wichtiger sind als die Mengen. Das ist wohl der Grund, warum kaum jemand von einem AVM zur teureren Standard-Grundversicherung zurückwechselt», stellt Schneuwly fest.
Der ganze Report «Krankenkassen-Grundversicherungsanalyse 2024» mit weiteren, detaillierten Auswertungen steht auf der Comparis-Webseite zum Download bereit.
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