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Autobahn-Nein: Staubtrockene Kampagne der Befürworter massgeblich

auto-schweiz nimmt die Ablehnung des Bundesbeschlusses über den Ausbauschritt 2023 für die Nationalstrassen mit Bedauern zur Kenntnis. Das Ausspielen von Schiene gegen Strasse der Gegner habe offensichtlich verfangen, schreiben die Auto-Lobbyisten aus Bern. Doch das ist falsch. Ein Ausspielen von Strasse gegen Schiene gab es im ganzen Abstimmungskampf nicht. Die Schiene hat nichts gegen die Vorlage gesagt oder unternommen. Vielmehr war die Kampagne der Befürworter ein "Nasenwasser". Zu sachlich, zu wenig emotional und weit am Herzen des Autofahrers vorbei.

Sorry, aber mit Slogans wie "Für eine Schweiz, die vorwärtskommt", oder "Ja zur Sicherung der Nationalstrassen", holt man keine Goldmedaillen bei Abstimmungen. Das ist staubtrockene Information. Mehr nicht. (Grafik: Banner des Abstimmungskomitees für den Autobahnausbau.)


Es beginnt schon beim Domain-Namen der Website der Befürworter eines Autobahn-Ausbaus. Mit der Adresse zusammen-vorwaertskommen.ch kann man nicht einmal Mitglieder von Freikirchen hinter dem Ofen hervor locken. Massen bewegt diese Adresse kaum.


Wenn man den Abstimmungskampf zum Autobahnausbau mit dem damaligen Abstimmungskampf gegen die "100-Franken-Vignette" vergleicht, den der solothurnische Alt-Nationalrat Walter Wobmann und Nationalrätin Nadja Umbricht-Pieren zusammen geführt haben, stellt man einen riesigen Unterschied fest. Bei der "100-Franken-Vignette" gab es einfache und klare Botschaften und Kampagnenmassnahmen, welche die Welt der Autofahrerinnen und Autofahrer wachgerüttelt und bewegt haben. An der Spitze standen zwei Gesichter, die nicht intellektuell argumentierten, sondern Botschaften "aus dem Volk, für das Volk" entwickelten und eigene Betroffenheit breitschlugen. An der Spitze: Eine Nationalrätin und einen Nationalrat, die kämpften wie Löwen. Das führte zu einer Solidarisierung der Stimmenden mit den Verantwortlichen der damaligen Vignetten-Kampagne und letztlich zum Erfolg.


Beim Autobahnausbau war alles anders. Eine selten lustlose "Weichspüler-Kampagne" der Auto-Lobbyisten, gepaart mit dem Eindruck, niemand habe die Verantwortung übernommen und sei hingestanden - ausser vielleicht der zuständige Bundesrat. Das musste schiefgehen.


Ein ehemaliger Macher von politischen Kampagnen erklärte soaktuell.ch, dass er beim ersten Anblick der Homepage gewusst habe, dass die Abstimmung an die Wand gefahren werde. Bis am Schluss habe man hinter dem Ausbau der Autobahnen kein Gesicht wahrnehmen können - ausser jenes des zuständigen Bundesrats, der aber in der Kampagne erfahrungsgemäss kaum Wirkung entfalten kann, da er eine andere Rolle inne hat. Es war, als wollten die Befürworter gar nicht gewinnen. Eine sackschwache Leistung für wahrscheinlich sehr sehr viel Geld.


Dabei wäre es so einfach gewesen. Fast nichts ist emotionaler, als Autofahren. Hier wäre es nach wie vor einfach, das Herz anzusprechen und einen Lawineneffekt loszutreten mit Gadgets und Botschaften, die aufrütteln und die Betroffenen abholen. Aber im Abstimmungskomitee war keine einzige polarisierende Persönlichkeit zu finden. Alle wirkten schön abgeschliffen neutral und unauffällig. Und hinter dem Komitee standen gleich intellektuelle und staubtrockene Autoverbände und Lobby-Organisationen. Wenn eines sicher ist wie das Amen in der Kirche, ist es, dass man so keine politischen Schlachten gewinnen kann.


Autobranche muss über die Bücher

Die Autobranche muss das Fiasko sicher analysieren und allenfalls nötige Korrekturen bei ihren Verbänden vornehmen, welche die Interessen in Bundesbern und gegenüber der Politik und Öffentlichkeit zu vertreten haben. Solche Organisationen kosten viel Geld im Alltag und müssen im Ernstfall, also bei einer Volksabstimmung, zu 100 Prozent funktionieren und Wirkung zeigen. Sonst kann man sich das Geld sparen. Das ist aber nur die eine Seite. Wenn die Autobranche mal wieder gewinnen will, sollte sie sich frühere Kampagnen und Auftritte sowie Engagements "alter Hasen" anschauen, studieren und von ihnen lernen, solange sie noch da sind. Und sie muss den Mut haben, zu polarisieren und zu skandalisieren. Sonst bleibt die Autobranche auch in Zukunft ein einfaches und verwundbares Ziel für jede Gegnerschaft.

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