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1,4 Millionen pro Tag: SBB meldet Rekord bei Reisenden

Autorenbild: AdminAdmin

Noch nie waren so viele Menschen mit der SBB unterwegs wie im Jahr 2024: Täglich nutzten 1,39 Millionen Reisende die Züge des Fern- und Regionalverkehrs. Die steigende Nachfrage erfordert einen Ausbau des Bahnangebotes. Dafür braucht es eine ertragsstarke SBB. Die Richtung stimmt: Mit dem leicht höheren Jahresgewinn von 275 Millionen Franken ist die SBB zufrieden. Jedoch ist der Schuldenberg nach wie vor hoch, die SBB muss weiter sparen und effizienter werden. Positiv ist auch: Die Reisenden sowie die Mitarbeitenden sind zufriedener.


SBB AG

Symbolbild von Josip Ivankovic / unsplash.com
Symbolbild von Josip Ivankovic / unsplash.com

Immer mehr Menschen setzen auf die Bahn als bevorzugtes Verkehrsmittel. Diese erfreuliche Entwicklung erreichte 2024 mit täglich 1,39 Millionen Fahrgästen einen neuen Rekordwert – sowohl im Fern- als auch im Regionalverkehr. Die Rekordzahl an Reisenden sorgte für ein positives Ergebnis im Fernverkehr. Gewinne gab es auch bei SBB Immobilien und SBB Infrastruktur Energie. SBB Cargo International ist wieder in die Gewinnzone zurückgekehrt. Hingegen schrieb SBB Cargo Schweiz einen hohen Verlust. Gesamthaft resultierte ein Gewinn von 275 Millionen Franken.


Die SBB ist mit dem Gesamtergebnis zufrieden, allerdings mit Vorbehalten. Der Anstieg der Verschuldung konnte dank konsequenter Umsetzung der Spar- und Effizienzmassnahmen gedämpft werden. Mittelfristig benötigt die SBB jedoch einen jährlichen Gewinn von 500 Millionen Franken. Aufgrund der steigenden Nachfrage muss das Bahnangebot stetig ausgebaut werden. Dieser Ausbau erfordert eine ertragsstarke SBB. Nur so kann sie Investitionen tätigen, etwa in neue Züge, und die Verschuldung nachhaltig stabilisieren. Der Spar- und Effizienzdruck bleibt hoch.


Pünktlicher Bahnbetrieb trotz vielen Baustellen und einigen Totalsperren

Für die SBB sind ein zuverlässiger und sicherer Bahnverkehr sowie zufriedene Reisende und Mitarbeitende zentral. Die Mitarbeitenden meisterten mit ihrem täglichen Engagement grosse Herausforderungen im Bahnverkehr: Die SBB betrieb die Rekordzahl von über 20’000 Baustellen. Um Bauarbeiten schneller, effizienter und günstiger durchführen zu können, setzte die SBB bei einigen Strecken wie etwa im St. Galler Rheintal und zwischen Zürich HB und Zürich Wipkingen auf längere Totalsperren.


Auch im laufenden Jahr werden Bauarbeiten gebündelt durchgeführt und dafür Streckenabschnitte gesperrt, so etwa zwischen Freiburg und Bern während der Sommermonate, wenn weniger Pendlerinnen und Pendler unterwegs sind.


Die Reparaturarbeiten im Gotthard-Basistunnel konnten wie geplant im August abgeschlossen werden. Seither gelangen Reisende wieder eine Stunde schneller von der Deutschschweiz ins Tessin und dies neu während des ganzen Tages jede halbe Stunde. Gleichzeitig waren die Reisezüge pünktlicher unterwegs – insbesondere in der Westschweiz und im Tessin – wie Ende Januar kommuniziert. In der Westschweiz wurde im Dezember 2024 der grösste Fahrplanwechsel seit 20 Jahren umgesetzt. Er sorgt in der Region unter anderem für 15 Prozent mehr Züge. Die ersten Wochen brachten einen stabilen Betrieb; an Verbesserungen arbeitet die SBB weiter. Noch nicht zufriedenstellend ist die Pünktlichkeit von Zügen aus dem Ausland.


Reisende und Mitarbeitende sind zufriedener

Die SBB Züge sind immer besser ausgelastet; trotzdem waren die Reisenden zufriedener als im Vorjahr (2024: 79,2 Punkte, 2023: 78,7 Punkte). Dazu beigetragen hat nebst der Pünktlichkeit die Erweiterung des Abo-Sortiments: Sowohl das Halbtax Plus als auch das GA Night sind beliebt und haben die Erwartungen der ÖV-Branche übertroffen. Weiter verbessern will sich die SBB bei der Kundeninformation und der Behebung von Störungen.


Die Kundenzufriedenheit bei SBB Cargo Schweiz sank auf 67,6 Punkte (2023: 73,7 Punkte). Gründe sind Preiserhöhungen und die schlechtere Produktion aufgrund vieler Baustellen in der Nacht, der Teilsperre des Gotthard-Basistunnels und Personalengpässen im Rangierbahnhof Limmattal.


In der Personalumfrage zeigten sich die Mitarbeitenden so zufrieden und motiviert wie noch nie seit Messbeginn vor über zwanzig Jahren (2024: 80 von 100 Punkten, 2023: 79 Punkte). Die SBB ist eine attraktive Arbeitgeberin. Um dem Fachkräftemangel zu begegnen, will die SBB die besten Mitarbeitenden gewinnen und halten.


Die SBB beschäftigt 35 500 Mitarbeitende, das sind knapp 600 mehr als im Vorjahr. Damit wurden der Unterbestand aufgeholt, externe Stellen internalisiert sowie dem steigenden Bauvolumen Rechnung getragen. Beim Aufbau in den vergangenen Jahren handelt es sich zum grössten Teil um Stellen im operativen Bereich, beispielsweise Lok- und Zugpersonal, Ingenieure, Technikerinnen, Handwerker oder IT-Fachleute. Wo Stellen nicht mehr nötig sind, baut sie die SBB ab: Aufgrund der geringen Nachfrage und des schlechten Ergebnisses bei SBB Cargo Schweiz werden rund 80 Vollzeitstellen weniger benötigt. Dieser Abbau erfolgt möglichst über Wechsel innerhalb der SBB oder natürliche Fluktuation.


SBB erzielt Fortschritte bei Sicherheit und Digitalisierung

Die Arbeitssicherheit hat sich dank konkreter Massnahmen verbessert. Die Zahl der Berufs- und Rangierunfälle hat abgenommen. Sehr betroffen machten die SBB zwei tödliche Unfälle von Mitarbeitenden. Die SBB will die Sicherheit in Zügen und an Bahnhöfen weiter erhöhen. Mehrere Massnahmen wurden 2024 umgesetzt: verstärkte Präsenz von Transportpolizei und Transsicura, Einführung von Bodycams, ein neues Security-Trainingsszentrum im Centre Loewenberg und eine gemeinsame Kampagne mit den Sozialpartnern gegen Aggressionen im ÖV.


Fortschritte machte die SBB auch bei der Digitalisierung. Seit 2024 können internationale Tickets via SBB Mobile gekauft werden. Als eine der ersten Bahnen in Europa testete die SBB erfolgreich eine ferngesteuerte Rangierlokomotive unter laufendem Betrieb. Neue Programme ermöglichen die Weiterentwicklung der Bahnsteuerung und eine schnellere Analyse des Fahrplans. Die Digitalisierung hilft, den Bahnverkehr der Zukunft effizienter und produktiver zu betreiben.


Internationaler Personenverkehr hat Potenzial

Die SBB sieht eine steigende Nachfrage im internationalen Personenverkehr und arbeitet intensiv daran, die grenzüberschreitenden Verbindungen auszubauen. Dafür braucht die SBB künftig mehr Züge, zudem müssen ältere ersetzt werden. Die SBB prüft dabei perspektivisch auch den Einsatz von neuen Hochgeschwindigkeitszügen im grenzüberschreitenden Verkehr. Dazu sollen Informationsaustausche mit Herstellern zur Beschaffung und Finanzierung der Züge durchgeführt werden. Entsprechende Vorankündigungen erfolgen demnächst über die Beschaffungsplattform Simap.


Zudem hat die SBB eine Studie durchgeführt, um die Machbarkeit einer Direktverbindung zwischen der Schweiz und London zu prüfen. Die Ergebnisse zeigen, dass diese technisch machbar, jedoch anspruchsvoll ist. Die SBB möchte diese Verbindung anbieten und treibt das Projekt voran. Eine Umsetzung ist jedoch frühestens in den 2030er-Jahren möglich.


Bahnausbau ist nötig, ebenso Priorisierung nach Kundennutzen

Das bereits heute stark frequentierte Bahnnetz wird in den kommenden Jahren noch dichter befahren, die Nachfrage wird weiter steigen. Was es deshalb im nächsten grossen Ausbauschritt braucht, ist seit längerem klar: im Reiseverkehr 20 Prozent mehr Sitzplätze, im Fernverkehr flächendeckend den Halbstundentakt und auf vielen Strecken sogar den Viertelstundentakt, im Güterverkehr ein schweizweites Expressnetz und einen Halbstundentakt auf der West-Ost-Achse.


Bei der Konkretisierung der Planungen hat sich leider gezeigt: Anpassungen sind nötig, die Mehrkosten gross. Aber nur so kann das Bahnsystem auch künftig stabil und pünktlich betrieben werden. Heute weiss die SBB dank besseren Simulationsmethoden für Fahrzeiten oder Umsteigezeiten viel präziser als 2014, wie viele Abstellanlagen, neue Kreuzungsstellen, Doppelspurabschnitte oder Perronverlängerungen notwendig sind. Zudem hat die SBB entschieden, auf schnelleres Fahren in Kurven mit dem FV-Dosto zu Gunsten von mehr Reisekomfort zu verzichten. Die Folge der veränderten Ausgangslage: Schweizweit sind rund 80 zusätzliche Projekte nötig. Hinzu kommen Mehrkosten bei bereits beschlossenen Projekten. Bahnhöfe mit sehr vielen Reisenden müssen höheren Anforderungen oder angepassten Normen und Vorgaben genügen.


Angesichts der hohen Zusatzkosten hat das Eidgenössische Departement für Umwelt-, Verkehr-, Energie und Kommunikation (UVEK) folgerichtig entschieden, Ausbauprojekte für Schiene und Strasse zu priorisieren; nach welchen Kriterien ist zu definieren. Die externe Überprüfung durch die ETH Zürich wird hier Grundlagen für die richtigen Entscheide liefern. Die SBB ist als Teil der Begleitgruppe beratend tätig. Wichtig ist aus Sicht der SBB, Kapazitätsengpässe zu beseitigen, sowie den weiteren Bahnausbau nach dem grösstmöglichen Kundennutzen zu priorisieren: Die Bahn muss für die ganze Schweiz weiterentwickelt werden – dabei gilt es, die Bedürfnisse der Agglomerationen bis hin zu den Randregionen zu berücksichtigen. Hinzu kommt die Wirtschaftlichkeit: Neue Bahnanlagen müssen unterhalten werden – die Folgekosten für Substanzerhalt betragen jährlich rund drei Prozent der Baukosten, weshalb die Gesamtkosten für den Substanzerhalt insgesamt ansteigen.


Mit Mut und Innovation die Mobilität neu denken

Das vor einem Jahr vorgestellte Zielbild der SBB für die Mobilität ab Mitte des Jahrhunderts kann dabei als Kompass dienen. «Flexibler, häufiger, schneller» heisst für die SBB, Verbindungen von Tür-zu-Tür zu denken und alle Verkehrsmittel nach ihren Stärken einzusetzen. Zudem ist Mut erforderlich, das Knotenprinzip oder die Haltepolitik zu hinterfragen. Wenn Züge weniger halten, wird die Bahn schneller. Rufbusse oder automatisierte Fahrzeuge stellen sicher, dass Menschen in maximal 15 Minuten einen Bahnhof erreichen und dort alle 15 Minuten einen Anschluss haben. Einen konkreten Test mit automatisierten Fahrzeugen führt die SBB zusammen mit dem Kanton Zürich 2025 im Furttal durch.


Angesichts der offenen Fragen zum Bahnausbau ist es erst recht wichtig, die Mobilität vorausschauend zu planen – und dies mit Blick auf künftige Bedürfnisse von Reisenden, Güterverkehrskunden und der Schweiz, welche die SBB verbindet. Die SBB ist überzeugt, dass die Bahn eine Schlüsselrolle in einer zukünftigen, klimafreundlichen Gesamtmobilität spielen wird.


Das SBB Geschäftsjahr 2024 in Zahlen

Der Jahresgewinn von 275 Millionen Franken war geprägt von der Rekordzahl der Reisenden, dem wiederum soliden Gewinn von SBB Immobilien und dem guten Ergebnis von SBB Infrastruktur Energie. Demgegenüber steht ein höherer Verlust beim Güterverkehr.


Die Verschuldung liegt wegen hohen Investitionen in Rollmaterial mit 12,1 Milliarden Franken über dem Vorjahresniveau. Der Schuldendeckungsgrad beträgt 8,2. Die SBB will die Zielvorgabe des Bundes von 6,5 bis 2030 erreichen.


Personenverkehr

Die Personenverkehrserträge haben gegenüber dem Vorjahr um 6,5 Prozent auf 3974 Millionen Franken zugenommen. Der Fernverkehr erzielte einen Gewinn von 148 Millionen Franken (2023: 117 Millionen CHF). Zurückzuführen ist dies vor allem auf die höhere Nachfrage, insbesondere im Freizeitverkehr am Wochenende. Das Ergebnis im Regionalverkehr betrug –17 Millionen Franken (2023: 23 Millionen CHF). Dies ist vor allem auf gestiegene Kosten zurückzuführen, insbesondere auf die planmässigen Instandhaltungsleistungen für das Rollmaterial, die aufgrund der Wartungszyklen in einzelnen Jahren schwanken.


Das neue Produkt Halbtax PLUS schliesst die Lücke zwischen Halbtax-Abonnement und Generalabonnement und entspricht dem Kundenbedürfnis nach mehr Flexibilität. Das von der Branche gesetzte Ziel von 52 000 verkauften Paketen per Ende 2024 wurde mit 204 800 verkauften Paketen fast um das Vierfache übertroffen. Der Umlauf der Generalabonnemente entwickelte sich entsprechend rückläufig auf 424 865 Stück per Ende 2024 (–5,0 Prozent). Die Anzahl der Halbtax-Abonnemente stieg auf einen neuen Höchststand von 3 338 282 Stück (+6,1 Prozent).


Immobilien

Das Jahresergebnis von SBB Immobilien vor Ausgleichszahlungen an die Infrastruktur (150 Millionen CHF) und Beiträgen an die Pensionskasse (78 Millionen CHF) lag mit 264 Millionen Franken leicht unter dem Vorjahr (2023: 281 Millionen CHF). Die Mieterträge Dritter nahmen um 4,6 Prozent zu. Hauptgrund waren Neuinbetriebnahmen von Wohn- und Geschäftsliegenschaften. Gleichzeitig war der Aufwand für Instandsetzung, Betrieb und Reinigung der Gebäude, insbesondere in den Bahnhöfen, höher und es fallen positive Einmaleffekte aus Verkaufsgewinnen vom Vorjahr weg.


Güterverkehr Schweiz und International

Bei SBB Cargo Schweiz verschlechterte sich das Ergebnis auf –76 Millionen Franken (2023: –40 Millionen CHF). Die Verkehrsleistung reduzierte sich gegenüber dem Vorjahr um 8,4 Prozent. Auch sind Sondereffekte aus dem Jahr 2023 weggefallen, nämlich der Verkauf von Rollmaterial im Umfang von 29 Millionen Franken.


Die SBB setzt auf einen starken zukunftsfähigen Schienengüterverkehr, um die Landesversorgung, Sicherheit und Klimaziele zu unterstützen. In Kombination mit der Strasse transportiert die Bahn schwere Güter auf langen Strecken. Mithilfe eines neuen Produktionsmodells und der Automatisierung wird die SBB die Kosten senken. Mit einem verlässlichen Angebot zu kostendeckenden Preisen setzt SBB Cargo Schweiz auf langfristige Partnerschaften mit Kunden. Für die finanzielle Sanierung des Einzelwagenladungsverkehrs in der Schweiz als Rückgrat der Wirtschaft ist eine vorübergehende finanzielle Unterstützung des Bundes nötig.


Die Baubranche, Chemie sowie Transitverkehre verursachten den Rückgang im nationalen Verkehr. ChemOil, eine Tochter von SBB Cargo Schweiz und grösster Schweizer Schienenlogistiker für Gefahrgut, verzeichnete 2024 erneut ein erfolgreiches Jahr, vor allem dank stärkeren internationalen Chemieverkehren in kundeneigenen Kesselwagen. Der restliche Verkehr blieb stabil.


SBB Cargo International kehrte in die Gewinnzone zurück (2024: 3,5 Millionen CHF, 2023: –2,5 Millionen CHF). Die konjunkturelle Situation vor allem in Deutschland und Italien, die Einschränkungen im Gotthard-Basistunnel sowie die steigende Bautätigkeit auf gewissen Strecken in Deutschland beeinflussten die Verkehrsleistung negativ (–5,7 Prozent gegenüber Vorjahr). Dank höherer Nebenerträge, so unter anderem aus Lokvermietungen und tieferen Bahnbetriebsleistungen, konnten die Mengenverluste im Ergebnis kompensiert werden.


Infrastruktur

Infrastruktur Netz erzielte mit 2,3 Millionen Franken das angestrebte ausgeglichene Jahresergebnis (2023: –22,9 Millionen CHF). Positiv wirkte sich die Steuerung der Unterhaltsleistungen aus. Höhere Personalkosten aufgrund der Zunahme bei Ausbau- und Erneuerungsprojekten sowie teuerungsbedingte Lohnmassnahmen belasteten das Ergebnis.


Das Jahresergebnis von Infrastruktur Energie verbesserte sich ebenfalls auf 115 Millionen Franken (2023: 77,8 Millionen CHF). Gründe sind gestiegene Produktion infolge höherer Zuflüsse, die zu geringerem Einkauf am Markt sowie tieferen Netznutzungskosten führten.

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